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Warum TV-Talkshows dank Corona einen Aufschwung erleben

Sony FernseherDeutschland befindet sich seit Monaten mehr oder weniger im Ausnahmezustand. Auch wenn mittlerweile eine Menge Beschränkungen des täglichen Lebens wieder zurückgefahren wurden und viele Dinge wieder möglich sind – von Normalität und einem Alltag wie man ihn vor dem Corona-Virus kannte, ist man auch hierzulande noch weit entfernt. Das zeigt sich nicht nur an den Mund-Nasen-Schutz-Masken, die Sie in den unterschiedlichsten Farben und Gestaltungen jeden Tag im Supermarkt bestaunen können. Der Kassiererin ein Lächeln zu schenken, war noch nie schwerer als in den letzten Wochen. Doch die Corona-Krise hat nicht nur den Alltag in deutschen Supermärkten verändert. Auch die Kultur- und Medienlandschaft in Deutschland sieht zur Mitte des Jahres 2020 gänzlich anders aus als in den Jahren zuvor.

Die Renaissance der TV-Talkshow – Corona als Katalysator

Warum TV-Talkshows dank Corona einen Aufschwung erlebenWährend viele Kunstschaffende schwer von der Krise getroffen wurden, hat sich in der Medienlandschaft einiges verändert. Längst in kleine Nischen verortete Formate erfreuen sich auf einmal riesiger Beliebtheit und werden von immer mehr Menschen konsumiert. Vor allem das Format der TV-Talkshow hat in Zeiten der Krise erheblich an Einschaltquoten zugelegt. Dabei war die politische Talkshow in den letzten Jahren zusehends zu einem Fernsehformat für eine kleine Gruppe interessierter Zuschauer geworden.

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Den ewigen Streit verschiedener Politiker und Experten, die teilweise so weit von der Basis der Wählerschaft entfernt wirkten, wie der Mond von der Erde, hatte zu einer regelrechten Talkshow-Müdigkeit des Publikums geführt. Die Glanzzeiten der Talkshow, als in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts jeden Tag Unterhaltungstalkshows über die Bildschirme der Republik flimmerten, sind ohnehin lange Geschichte. Doch in den letzten Monaten sind vor allem die Polit-Talkshows wieder zu neuem Glanz gekommen.

Schon gewusst? Die erste Talkshow im deutschen Fernsehen wurde am 18. März 1973 ausgestrahlt. Im WDR war damals das Format „Je später der Abend…“ mit dem Moderator Dietmar Schönherr zu sehen. Es war das erste Mal, dass eine Gesprächsrunde offiziell als „Talkshow“ bezeichnet wurde. Bis heute hat sich an dem Format eine Menge verändert. Was geblieben ist, ist der offizielle Auftrag, zur politischen und Gesellschaftlichen Meinungsbildung beizutragen.

Die aktuell bekanntesten Talkshows im deutschen Fernsehen
Talkshow Sender
Markus Lanz ZDF
Talk talk talk Pro7
Maybrit Illner ZDF
Talk am Dienstag ARD
Hart aber fair ARD
Nachtcafe SWR
Kölner Treff WDR
Unter den Linden Phoenix
NDR Talkshow NDR Fernsehen
Fakt ist! Aus Magdeburg mdr

Was hat der Talkshow als Format in der Krise geholfen?

Das Konzept der Talkshow hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht geändert. Die Moderatorin oder der Moderator haben verschiedene Gäste im Studio oder per Liveschaltung zugeschaltet, die zu einem bestimmten Thema kontroverse Meinungen diskutieren. Was in der Vergangenheit zu einem breiten Spektrum an Themenangeboten geführt hat, hat in den letzten Wochen und Monaten eher monotheistische Züge bekommen. Covid-19 ist das alles bestimmende Thema in den verschiedenen Talkshows der Öffentlich-rechtlichen und der Privatsender gleichermaßen.

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Der Vorteil einer Talkshow ist sicherlich der Umstand, dass hier verschiedene Experten zusammenkommen. Der Zuschauer hat so die Möglichkeit, verschiedene Meinungen und Standpunkte zu hören und sich anschließend eine eigene fundierte Meinung zu bilden. Soweit der Auftrag einer Talkshow als solchen. Das dieses Format dennoch in Ungnade gefallen war, lag vor allem an der zuweilen eher mangelhaften Ausführung. Wenn aus kontroversen Gesprächen sinnlose Streitgespräche werden und aus echter Meinungsbildung das Aufsagen von Floskeln und Parolen, die oftmals ohne nähere Ausführung und teilweise gänzlich haltlos daherkommen, merkt das auch der interessierte Fernsehzuschauer.

Die Rückkehr zur Meinungsbildung weg von der reinen Streitkultur

Doch genau dieser Faktor hat sich in Zeiten der Corona-Krise erheblich geändert. Denn auch wenn es von Anfang an verschiedene Sichtweisen auf das Thema Corona-Virus und Covid-19 Erkrankung gab – der Streit als solche wurde schlichtweg vermieden. Aus Talkshows, in denen sich Politiker verschiedener Farben gern mal die Köpfe einschlugen, wurden zuletzt echte Informationssendungen. Fakten wurden gesammelt und von Experten sinnvoll und verständlich dargelegt. Die Art und Weise, wie anschließend darüber diskutiert wurde zeigte schnell auf, dass es hier verschiedene Meinungen gab und auch geben durfte. Beim Thema Corona ist der Anspruch vieler Experten und Politiker, die absolute Weisheit für sich gepachtet zu haben, schnell geschwunden.

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Damit hat der Zuschauer die Möglichkeit, verschiedene Meinungen, Fakten und Expertenansichten zu hören und für sich selbst ein Bild aus dem Gehörten zu gestalten. Ohne das ihm direkt von den anwesenden Politikern vorgegeben wird, welches Weltbild gerade Parteikonform ist. Dabei wurde auch schnell die gesamte Komplexität des Themas klar – und damit die Tatsache, dass es in Zeiten einer Pandemie wohl keine richtigen Lösungen geben kann. Sehr wohl aber mehr oder weniger falsche Ansätze. War der Lockdown in Deutschland notwendig? Werden durch die Maskenpflicht tatsächlich Infektionen vermieden? Fragen, die viele Menschen in Deutschland bewegen und die in einer Talkshow wunderbar aufgearbeitet werden können.

Die Demut ist zurückgekehrt – wie die Pandemie Talkshowgäste offensichtlich geerdet hat

Ein weiterer wichtiger Faktor ist sicherlich die Art und Weise, wie die Diskussionen in den Talkshows zurzeit geführt werden. Gab es noch vor wenigen Monaten das Studiopublikum, dass den Gästen der Moderatoren als eine Art Spiegel der Gesellschaft dienen sollte, finden die Diskussionsrunden heute in leeren Studios statt. Das hat die Art und Weise, wie die entsprechenden Diskussionen geführt werden, sicherlich verändert.

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Waren viele Gäste noch vor einigen Monaten erst einmal darauf aus, das Publikum durch den einen oder anderen Lacher oder durch manche polemische Aussage auf ihre Seite zu ziehen, gibt es jetzt keine beeinflussbare kleine Masse am Rand des Geschehens mehr. Ohne Lacher und Applaus des Publikums wirkt mancher Gast deutlich weniger angestachelt und kann so eher sachliche und weiterführende Kommentare anbringen. Die Diskussionen sind ruhiger geworden und bei vielen Protagonisten hat man sogar eine angenehme Eigenschaft bemerkt, die vorher eher selten zu sehen war: eine gewisse Demut.

Vor- und Nachteile der Talkshow in der Corona-Krise

Wie alles im Leben bringt auch die neu entdeckte Liebe des Publikums zur klassischen Polit-Talkshow die Frage auf, was die Zuschauer wirklich davon haben. Wir haben die wichtigsten Vor- und Nachteile einmal kurz zusammengefasst.

Vorteile von Talkshows in der Corona-Krise

  • gute Möglichkeiten der Meinungsbildung
  • verschiedene Experten kommen zu Wort
  • kontroverse Meinungen werden oftmals vereinfacht dargestellt
  • aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse können schnell kommuniziert werden
  • es erfolgt ein hoher Wissensinput in vergleichsweise kurzer Zeit
  • Sie können es sich gemütlich vor dem Fernseher machen und den Meinungen interessanter Experten lauschen

Nachteile von Talkshows in der Corona-Krise

  • die Zusammensetzung der Gäste hat einen erheblichen Einfluss auf die Schlüsse, die in der Sendung aus den zusammengetragenen Fakten gezogen werden
  • wer der Faktor „Streitgespräch“ in der Talkshow liebt, muss auf diesen derzeit zumeist verzichten
  • in verschiedenen Talkshows treten immer wieder die gleichen Experten medienwirksam auf

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